Das Zusammensein und andere Sachen

Es kam eine Gruppe aus Deutschland und fuhr mit uns zur Choza. Es begann die Arbeit und wir fingen an, Worte zu wechseln. Es entstand eine kleine seelische Welt zwischen denen, die von einem anderen Kontinent kamen und denen die ich schon kannte. Bis heute hafte ich es noch nicht miterlebt, daß zwei so verschiedene Mentalitäten sich so gut verstehen können:

Die Argentinier sind im Allgemeinen zerstreut, chaotisch, gemütlich, immer bereit anderen etwas mitzuteilen, offen für neue Freundschaften, ausgelassen und aufständisch. Doch die Argentinier arbeiten, manchmal weil sie Lust haben und manchmal, weil es nötig ist Und die Deutschen zeigten sich korrekt, arbeitsam, pünktlich, Ordnungsliebend, mit Sinn für Spaß (warum nicht?), sehr ernst und streng, direkt und scharf in der Äußerung, wenn es darauf ankam. Zusammenfassend haben wir zwei verschiedene Arten, aber im Grunde glaube ich, daß wir einander suchen und ähnliches erhoffen. Was dies ist, weiß ich aber nicht Ich empfand, daß dieses ein sehr friedliches Baucamp war. Es gab selbstverständlich kleine Auseinandersetzungen zu Beginn, aber jeder Anfang kostet etwas. Wie es schwer ist, einen alten argentinischen Trecker zum Laufen zu bekommen. Aber wenn es ein Stimmungsmeßgerät gäbe, hätte  der Zeiger meiner Ansicht nach sehr weit ausgeschlagen. Viele fragten mich, wie wir uns verständigt haben; ich glaube, jeder von uns hat die Möglichkeit, sich mit Gesten auszudrücken. Denn am meisten sah man die Sprache der Pantomime. Bei der Arbeit benutzte man oft schlechtes Englisch, die Deutschen wiederholten ,,rompe todo (alles kaputt machen) und die Argentinier sagten Phrasen wie ,,Vielen Dank".
Es fällt mir schwer alles zu erzählen, was zwischen uns geschah, aber etwas möchte ich von mir noch berichten: Es handelt sich um die Hymne der ,,La Choza": Es wurde von den Deutschen im Abendkreis das Lied ,,In dem dunklen Wald von Paganowo..." gesungen und die Argentinier haben später einen neuen Text gedichtet. Es ist also eine gemeinsame Sache.
Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, etwas, was nicht mit der Sprache zusammenhängt. Es hängt auch nicht mit dem Mann- oder Frau- sein zusammen. Es sind die menschlichen Eigenschaften, mit dem Verständnis und dem Beieinandersein zusammen. Es ist etwas Grundsätzliches in dieser Art der Beziehung zwischen Menschen. Ich spreche über das ,gern haben", die Liebe. Ich glaube, daß dies sehr viel zur Verständigung der verschiedenen Mentalitäten beigetragen hat.
 
Luis Herlizca, 19, Buenos Aires