Vorgeschichte: Das Bildungswesen

Um eine Vorstellung von dem Bildungswesen im Senegal zu bekommen, muss man zuerst einen Blick auf die Alphabetisierung der Menschen werfen. Dieser gestaltet sich aber schwieriger als man im ersten Moment denken würde, denn es gibt drei große Sprachen im Senegal: Die Amtssprache Französisch, die ursprüngliche Sprache Wolof und durch den Islam das Arabisch. Da der islamische Glaube und damit der Koran eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben spielen, können die meisten Senegalesen arabisch lesen (schreiben ist wieder etwas anderes). Einige wenige sind in der Wolofsprache alphabetisiert, doch nur sehr wenige sind der französischen Schriftsprache mächtig (ca. 10% der Bevölkerung). Das liegt daran, dass diese Sprache nach wie vor eine von einem ehemaligen Kolonialherren aufgesetzte Sprache ist. Das Schreiben und Lesen wird zwar in den Schulen gelehrt, aber da die eigentliche Umgangssprache das Wolof ist, wird die Schule, die komplett auf französisch stattfindet, von vielen als Überflüssig angesehen. Durch das Fehlen einer Schulpflicht muss niemand die Schule besuchen

und von den Wenigen, die es dennoch tun, schaffen es nur einige Kinder, die Konflikte, die bei der Konfrontation mit der fremden Sprache Französische entstehen zu lösen (siehe dazu den Artikel von Frau Fall). Nur ein kleiner Teil hat die Kraft und das Können diese Schullaufbahn zu schaffen, um dann anschließend an der Universität studieren zu können. So ist es kein Wunder, daß es sehr viele arbeitende Kinder im Senegal gibt, denn ohne Bildung ist dies der einzige Weg sich und manchmal eine Familie zu ernähren. Aus dieser Sicht heraus erscheint vielen Senegalesen Europa als das Paradies auf Erden: Das Bildungswesen sei ein ganz anderes, die Voraussetzungen für einen Job ohne besondere Qualifikationen seien sehr gut, und niemanden ginge es schlecht. Aber besonders in Deutschland haben Senegalesen keine Aussicht auf Asyl, und landen entweder direkt in Abschiedehaft oder werden nach kurzer Zeit wieder ausgewiesen.

Diese Frage hat sich der Verein Hand in Hand International e.V. schon oft gestellt, nicht nur im Senegal, sondern auch in anderen Ländern. Denn ebenso wie die Steinschleuder hält auch er es für sinnvoller notleidenden Menschen in ihrer Heimat eine Hilfe zur Selbsthilfe zu gewähren, als sie durch Gleichgültigeit zur Flucht nach Europa zu verdammen. Diesen Verein mit Sitz in Konstanz lernte Alassane Diagne, Germanistik - Student an der Universität „Cheikh Anta Diop“ in Dakar, während eines Deutschlandaufenthaltes kennen. Als sehr engagierter Mensch führt er nun die Arbeit in dem inzwischen gegründeten Verein „Lengoò Hand in Hand Senegal“ fort. Neben kulturellen und Bildungsveranstaltungen hatte dieser Verein nun die Idee, daß der sinnvollste Weg aus der bereits beschriebenen Bildungsmisere das Umgehen des Sprachkonfliktes ist. Als Beginn erscheint es sinnvoll, nicht direkt eine Schule, in der der Unterricht auf Wolof stattfindet, zu gründen, sondern zunächst einen Kindergarten aufzubauen. In diesem soll durch die Wolofsprache und unter anderem durch traditionelles Theaterspiel die Verbundenheit zum eigenen Volk geschaffen werden. Es soll auch deutlich werden, daß der Weg zu Bildung und Erfolg nicht notwendigerweise mit dem Erlernen der französischen Sprache verbunden ist. Als Erstinitiaive soll dieser Kindergarten in Ouakam, einem Teil Dakars, entstehen, und bei Erfolg ist auch die Fortführung der Etablierung der Wolofsprache im Bildungswesen in Form einer Primarschule angedacht; doch vorerst wollen wir uns auf den Kindergarten konzentrieren.