Die geplante Durchführung

Die Planung des Projektes läuft schon seit Herbst 1999. Als Ort wurde Ouakam gewählt, weil es ein traditionelles Dorf ist, dass 1887 bei der Gründung von Dakar durch die Franzosen eingemeindet wurde. Die Strukturen des Dorfes haben sich bis zum heutigen Tage erhalten können. Wie überall im Senegal weiß dort noch heute jeder aus welchem Volk er stammt und wo dieses herkommt. So sind die Bewohner Ouakams die Lebouw, die vor langer Zeit aus Ägypten an die Westküste Afrikas gezogen sind.

Auch der Name Ouakam deutet auf diese Wanderung hin: Zum einen kann er bedeuten: Die Leute aus der Gegend des Baumes Kam, oder aber man leitet es ab aus „Ouak“ gleich Anbauen, „Am“ gleich bekommen, ernten, was auf die landwirtschaftliche Tätigkeit der Lebouw hindeutet. Diese Verbundenheit zur Vergangenheit und zur Sprache Wolof ist den Bewohnern bis heute sehr wichtig. Ouakam besteht mittlerweile aus drei traditionellen Dorfteilen, in denen 25.000 Menschen wohnen, und zwei neuen Dorfteilen, die nach 1970 entstanden sind und von 20.000 Menschen bewohnt werden. Ouakam ist einer der 31 Stadtteile von Dakar, mit einer Gesamteinwohnerzahl von 1,7 Mio Menschen. Die oben angesprochenen Dorfstrukturen äußern sich besonders in der Verwaltung Ouakams, denn obwohl es offiziell zu Dakar gehört, gibt es ein Komitee zur Verteidigung der Interessen des Dorfes Ouakam (CODIV) das von allen Bewohnern Ouakams und dem Innenministerium anerkannt ist. Es besteht aus einem sechsköpfigen Vorstand und aus je einem Vertretern aus den fünf Teilen des Dorfes.

Das CODIV vermittelt in allen Angelegenheiten zwischen den Bewohnern und den staatlichen Institutionen. Es kümmert sich um alle Belange des Dorfes, sei es, daß jemand nach dorthin ziehen will, oder sei es, daß die Stadtregierung in der Nähe ein Stück Land zur Besiedlung freigeben will. Letzteres wurde, da es sehr nachteilig gewesen wäre, durch Demonstrationen und Verhandlungen abgewendet. So hat das CODIV auch ein Programm zur Bildung in Ouakam entwickelt und  sich für die Errichtung und den Fortbestand von einigen Schulen eingesetzt, die teilweise auch durch Eigeninitiative gebaut wurden und sich besonders durch den offenen Zugang auch für Frauen auszeichnen, was im Senegal noch keine Selbstverständlichkeit ist. In dem Programm zur Bildung fehlen jedoch Kindergärten, so dass unsere Tätigkeit eine Lücke in der Arbeit der Organisation füllen wird. Die nötigen organisatorischen Dinge sind während der Vorbereitungsreise weitestgehend geklärt worden. So ist unser Vorhaben z. B. schon von den Ältesten des Dorfes, die eine wichtige Entscheidungsinstanz bilden, genehmigt worden und die notwendigen Verhandlungen mit den Behörden entfallen durch die Rolle der Subregierung des CODIV. Es wird keine Initiative sein, die sich ein paar Europäer ausgedacht haben, und die jetzt versuchen sie in einer ganz  anderen Kultur durchzuführen. Vielmehr ist die Idee im Senegal entstanden, der Wunsch nach einem solchen Kindergarten wurde laut, und die Arbeit wird nun für beide Seiten viel Möglichkeiten zum Kennenlernen einer neuen Kultur bieten. Um es aber nicht nur beim Bau des Gebäudes zu belassen, sondern auch den Inhalt, die pädagogischen Grundlagen für einen solchen Kindergarten, der an die Waldorfpädagogik angelehnt sein soll, mitzugestalten, sind wir gebeten worden Kontakte in Deutschland zu knüpfen und einen Gedanken- und Informationsaustausch mit deutschen Lehrern/ Lehrerinnen und Kindergärtnern/ Kindergärtnerinnen ins Leben zu rufen. An dieser Stelle sind auch Sie zur Mitarbeit aufgefordert! Teilen Sie uns mit, wenn Sie jemanden kennen, der an einer solchen Arbeit, der Konzepterstellung für den Kindergarten in Ouakam, Freude hätte und vielleicht sogar vor Ort mit den Menschen die Planung im Vorfeld machen würde. Wahrscheinlich hat sich jetzt beim Lesen dieses Artikelsimmer mehr die Frage aufgedrängt: „Warum muss die Steinschleuder denn da helfen, da scheinen doch alle Voraussetzungen gegeben zu sein das ohne Hilfe zu schaffen?“ Nicht ganz. Die theoretischen Voraussetzungen durch die aktiven Leute schon, aber das Geld aufzubringen und die Konzeptarbeit ist doch ein Teil, wo wir helfen können und müssen. Außerdem muss man auch einen im ersten Moment nicht offensichtlichen Grund beachten: Wie wirkt es, wenn sich ein paar Leute in einem Teil von Dakar zusammentun und einen Kindergarten bauen und damit etwas neues beginnen wollen? Es wird wahrscheinlich kaum zur Kenntnis genommen. Kommt jetzt aber eine Organisation aus Deutschland und hilft mit, steht die Sache in einem anderen Licht da, was dann auf das Fortbestehen und die erhoffte Initialwirkung ganz andere Auswirkungen haben wird.

Valentin Vollmer