Baucampbericht: Der Bau

Unsere Befürchtung, dass die von uns angestrebten Vorarbeiten, nämlich das Einebnen des Bauplatzes und die Fertigung des Fundamentes, nicht gemacht wurden, bestätigte sich.  Trotz langer Vorbereitung und andauernden Versicherungen, dass alles Vorbereitet wird hat es eben die afrikatypischen Verschiebungen in der Planung gegeben.

Da wir nun in die Planung miteinbezogen wurden, konnten wir auch darüber entscheiden, ob wir mit den zu Verfügung stehenden Geld das Fundament des gesammten Gebäudes ferstigstellen wollen, oder ob wir lieber einen Raum funktionstüchtig erbauen wollen, damit es möglich ist mit der ersten Gruppe des Kindergartens noch dieses Jahr zu beginnen. Wir entschieden uns für letzteres und begannen Angebote für die Einebnungsarbeiten einzuholen und kauften Werkzeuge und Material. Nach einigem hin und her fand sich mit Hilfe der Verbindungen des CODIV´s (einer der beiden senegalesischen Partnervereine) ein Unternehmer der zum Selbstkostenpreis die Einebnung des Bauplatzes vornahm. Zwar war es endlich soweit, dass wir beginnen konnten, jedoch konnten wir so nicht wie geplant am Montag nach der Anreise beginnen, sondern erst Freitag, was unseren sowieso schon kurzen Arbeitsplan, in 3 Wochen sollte der Rohbau der ersten Klasse stehen, schwer ins Wanken brachte. Mit einer von allen Gruppenmitlgliedern gewollten Sonderschicht übers Wochenende holten wir ein bischen auf und kamen voran. Es wurden Sand und Zement geliefert und wir wunderten uns etwas wo denn die Ziegel- bzw. Mauersteine blieben, da zwar zunächst das Fundament ausgehoben und gegossen werden sollte, aber am nächsten Tag auch die Maurer kommen würden. Es ergab für unser Verständnis einfach keinen Sinn. Wir sollten recht bald feststellen, daß wir mit unseren Vorstellungen wie was wann und warum gemacht wird meistens daneben lagen.

Die Maurer kamen und brachten Schaufeln und eine Form mit. In diese Form wurde estrichfeuchter Beton gefüllt, verdichtet und glattgezogen. Daraufhin wurde die Form am Boden umgestülpt und fertig war der erste Stein. Nach diesem Sandkasten Backverfahren folgten weitere 3000 Steine. Die Armierung für das Fundament, Stürze und Säulen kam in sechs Meter langen Stangen und wurden erst vor Ort mit sehr einfachen Werkzeugen zu Matten und Käfigen geformt.

So mussten wir wieder einmal feststellen, was wir ja nach unseren Vorerfahrungen schon erwartet hatten, dass es einiger Zeit bedarf, bis wir uns irgendwo zwischen zwischen deutschem Arbeitseifer und senegalesischer Ruhe getroffen hatten. Natürlich haben wir uns bemüht uns den Gegebenheiten anzupassen, jedoch mussten wir auch sehen, dass wir unser Vorhaben in der Zeit unseres Aufenthaltes fertig bekommen, also mussten wir auch etwas Druck machen, dass alles läuft.

Auch die Tatsache, dass wir wirklich mitarbeiten wollten, und dies auch taten, traf nicht ganz die Erwartungen unserer Partner und Gastgeber. Denn wie wir bald feststellten waren Maurer und Handwerker geordert worden, so dass wir erstmal klären mussten, dass wir arbeiten wollen, um so möglichst viel Geld in das Projekt investieren zu können. Nach einigen Tagen gelang die gewünschte Zusammenarbeit immer besser . Doch trotzdem entstand eine Situation, in der nicht immer genügend Arbeit für alle da war, zumal wir von einer ebenso großen Gruppe junger Senegalesen unterstützt wurden. Im nächsten Jahr wird es so sein, daß ein- bis zwei Fachkräfte unsere Gruppe anleiten. Des weiteren erhoffen wir uns eine stärkere Einbindung in Entscheidungsprozesse und in die Verantwortung, damit einzelne Teilnehmer aus der Gruppe auch eigenverantwortlich Arbeit anleiten können. Doch nicht nur fehlende Arbeit erschwerten manchmal das kontinuierliche Vorankommen auf der Baustelle. Auch der Regen, der uns an manchen Tagen überraschte bremste uns für Stunden aus. Dann konnte man wirklich nichts mehr tun als dazusitzen und zu warten, denn er trommelte so laut auf das Dach des Schulgebäudes in das wir uns flüchteten, daß man sich nicht einmal mehr unterhalten konnte.

Für viel Freude und gute Stimmung sorgte Pape Malik, der für den ordnungsgemäßen Ablauf, für gute Preise und für das Aufspüren versteckter Fehler verantwortlich war. Er ist ein Mitglied des CODIV´s, das ihn mit dieser Aufgabe betraut hatte, da er auch bei allen anderen Baustellen im Stadtteil Ouakam stets nach dem rechten sieht und somit viel Erfahrung auf dem Gebiet hat.

Nach vielen Litern Schweiß, dutzenden Blasen und durchgearbeiteten Handschuhen ist unser gemeinsames Ziel, den Rohbau des ersten Kindergartenraums fertig zu stellen, erreicht worden. Es werden nun noch Fenster, Türen und eine Toilette eingebaut, damit die erste Kindergartengruppe gegen Ende des Jahres dort Einzug halten kann.

 

Johannes Ploch